Schüler mit grünem Daumen
08.07.2016
Stiftung der Frankfurter Sparkasse
Von GERNOT GOTTWALS
Saatbomben, Naschgärten, Getreidemärchen und Hühnerbrüten: Mit vielen kreativen Ideen hatten die Schulen im Frankfurter Nordwesten und Osten beim diesjährigen Begrünungswettbewerb „Schule und Natur“ der Frankfurter Sparkasse (leicht) die Nase vorn.
Nordwesten/Osten.
Gesunde Vitamine naschen: Diesen Werbeslogan früherer Jahre nimmt man in der Geschwister-Scholl-Schule in der Römerstadt sehr wörtlich. Doch hier locken mobile Naschgärten nicht etwa mit Bonbons, sondern mit Radieschen, Erdbeeren, Tomaten und Karotten. „Das schmeckt sehr gut und enthält natürliche und wichtige Vitamine“, findet Ayman (13) aus der 9b.
Völlig überrascht waren Ayman und seine Schulkameraden jedoch, als sie für ihre Naschgärten auf Europaletten und ihren großen seit vielen Jahren gehegten und gepflegten Schulgarten den ersten Preis für Schul- und Großprojekte beim diesjährigen Begrünungswettbewerb „Schule und Natur“ der Stiftung der Frankfurter Sparkasse erhielten. „Mit dem vierten oder dritten Preis hätte ich vielleicht gerechnet, aber nicht mit dem ersten Preis“, meinte Ronja (11) aus der 5c.
Die Nase vorne hatte auch die Pestalozzischule aus dem Riederwald mit der Idee, ihr Thema „Getreide und mehr“ in einem Rundgang mit mehreren Stationen zu präsentieren: „Die Schüler haben uns dabei den Stärke-nachweis für verschiedene Getreidesorten erbracht und die Bedeutung des Korns in Religion, Mythen und Märchen erklärt“, lobte die Pressesprecherin der Frankfurter Sparkasse Astrid Dienst bei der Preisvergabe.
Für solche genialen Einfälle dürfen sich die Pestalozzischüler den ersten Preis der Klein- und Klassenprojekte mit den Schülern der Anne-Frank-Schule im Dornbusch und zudem den zweiten Preis mit der IGS Nordend teilen. In der Anne-Frank-Schule ist der eigene Schulgarten Bestandteil eines Wahlpfichtkurses. Die Schüler befassten sich in einem eigenen Projekt mit den Argumenten für und gegen das Vogelfüttern im Winter und stellten dann sogar eigenes Vogelfutter und weitere Überwinterungshilfen her.
3600 Schüler machen mit
Insgesamt hatten sich rund 3600 Schüler mit ihren Lehrern aus 20 Frankfurter Schulen für den Wettbewerb gemeldet. „Darunter waren auch einige Schulen wie das Lessinggymnasium oder die Merianschule, die schon seit längerer Zeit nicht mehr dabei waren“, betonte Dienst.
Initiiert wurde der Wettbewerb 1982, als in vielen Frankfurter Schulen vor allem Beton und Asphalt dominierten. Seit damals begrünten über 100 000 Kinder und Jugendliche ihre Schulhöfe. Und selbst da, wo geeignete Grünflächen auf dem Schulgelände fehlen, wissen sich die Schüler und Lehrer zu helfen. So auch in der Meisterschule in Sindlingen: „Dort wurde sogar extra ein Grundstück für das Meistergärtchen angemietet, in dem noch neu gebaute Hochbeete hinzukamen“, lobte Dienst. Deshalb wurde diese Schule mit dem zweiten Preis für Schul- und Großprojekte bedacht.
Jedes Jahr stellt die Stiftung 13 000 Euro an Förder- und Preisgeldern auch für Anerkennungspreise bereit. Jede Schule erhält eine Förderung bis zu 200 Euro bei Klein- und bis zu 400 Euro bei Großprojekten. Den ersten Siegern winkt eine Prämie von 500 Euro. „Das Geld brauchen wir für neue Arbeitsgeräte und Kartoffeln, die wir an schattige Plätze setzen, damit für die Erdbeeren sonnige Stellen frei werden“, erklärte Christine Manners, Lehrerin an der Geschwister-Scholl-Schule und Betreuerin der Garten AG.
An kreativen Ideen mangelt es auch in den übrigen Schulen nicht: So verarbeitet die Carlo-von-Mierendorff-Schule in Preungesheim, die zusammen mit der Schule am Ried in Bergen-Enkheim den dritten Platz der Klein- und Klassenprojekte belegte, unter dem Motto „Carlo is(s)t grün – Gesunde Lebensmittel im naturnahen Garten“ die geernteten Produkte in der Schulküche zu Smoothies. Die Liebigschule in Westhausen, die sich den dritten Preis für Schul- und Großprojekte mit der Fried-Lübbecke-Schule am Frankfurter Berg teilt, überzeugte mit einer Pflanzenkläranlage, einer Ökowerkstatt zum Ausbrüten von Hühnereiern und Saatbomben, die wie Amaretto-Plätzchen aussehen. Doch diese Bomben enthalten Samenpakete, die spontan in der Landschaft aufgehen – in der Szene spricht man von Guerilla Gardening.
Das Rosentor der Geschwister-Scholl-Schule
Wichtig ist den Geschwister-Scholl-Schülern freilich auch das Rosentor, mit dem sie an die Organisation „Weiße Rose“ der Geschwister Scholl im Dritten Reich erinnern. Sicher wurde diese Schule, die ihre Produkte in der Weihnachtszeit sogar im Nordwestzentrum verkauft, auch für ihr langes Engagement in vielen Jahren unter teilweise erschwerten Bedingungen belohnt, wie Dienst einräumt. „Selbst auf dem Dach unserer Schule haben wir mit Vandalismus zu kämpfen, da unsere Bohnenkübel als Sitzgelegenheiten für Partys missbraucht werden“, klagt Mannes. Videokameras an Schulgebäuden wären da nicht schlecht.
